Donnerstag, 5. Oktober 2006

Einführung in die mathematische Logik

Mond
Ich stehe da unter vielen Menschen.
Eltern, die auf ihre Kinder warten.
Darunter ich, innerlich selbst wohl ein Kind,
das sich nun, lange zaudernd, ein Herz gefasst hat.
Das seine Gefühle nicht kennt und seiner Umwelt misstraut.
(Ich habe Grund dazu, kennst du das Gefühl,
allein zu sein, ohne Freunde gegen alle?
Ich kenne es zu gut, es war über Jahre mein Begleiter.
Du hast nur eine Möglichkeit, nicht nach außen kaputt zu gehen.
Schließe dich ab, laß' nicht's nach außen und nichts an dich heran.
Verstehst du, warum ich dieses Problem habe, mit Nähe
und Angst vor meinen Mitmenschen, die mir doch, rational gesehen,
so gut gesinnt sind - oder mich zumindest nicht sehen?
Du gehst nach innen kaputt.
Irgendetwas muss kaputt gehen, du hast die Wahl:
lass es außen sein, und stehe zu dir -
lass es innen sein, und vernichte deine Seele.
Nur ohne Seele kannst du durch diese Zeit gehen.)
Nun, dieses mal hat meine Rationalität -
das einzige was ich noch bin, eine Maschine der Vernunft -
die Oberhand, und ich mich durch sie zum Mensch sein gezwungen.
Hoffnung auf endgültigen Sieg? Vielleicht.

Meine Miene sinkt,
und mein Herz jubelt in verzweifeltem Kampf.
Nicht's nach außen - ich würde so gerne, doch diesen Kampf mit mir kann ich noch nicht gewinnen.

Nun, ich stehe dort unter Menschen,
unter deren Augen ich gehe, ohne dass sie mich sehen.
Ich blicke nach dir, und während meine Augen dich suchen,
eine Bewegung im Augenwinkel, und gerade sehe ich dich,
aber deinen Blick sehe ich nicht.
So wie er mich wohl gestreift hat ist er verschwunden, ohne Erkennen.
Und für all diese Menschen, die nun nach Hause fahren,
in ihr Heim, ihre Familie, glücklich und am Leben,
bleibt von mir nichts, ich bin für sie wie
ein wisperndes Blatt, ein Hauch nimmt es fort.
Der Hauch des Glückes, den jeder kennt - ich nicht - ist genug.
Und wie ich für ihre Blicke ein Blatt -
bin ich das nun auch für dich? Ein wisperndes Blatt.
Dieser Sturm, den ihr Leben nennt, reißt es fort.
Das ist nicht seine Welt.
Vernunft ist mein Reservat, wo ich existieren kann.
Doch Glück und Leben gibt es dort nicht.

Diesen Kampf mit mir werde ich niemals gewinnen.

Meine Hoffnung, meinen letzten Rest des Mensch-Seins setzt' ich in dich.
Dieser Hauch, dieser Wind, dieser Sturm, all das nahm ihn fort.
Es bleibt ein Strauch, kahl und struppig, etwas Schnee kalt auf den Zweigen,
Tropfen an seinen Ästen erstarrt. Schwaches Grün verdeckt und erfroren.
Seine Kraft tief in ihm versteckt, und nach außen so tot.

Diesen Kampf mit mir werde ich allein nicht gewinnen.

Einen Versuch will ich noch machen. Den letzten, alles auf eine Karte,
dir entgegentreten: Kennst du mich noch?
Und dir dann den Rest meines Mensch-Seins zu deinem schenken.
Und dann frei sein, auch ohne Glück.
Maschine der Vernunft will ich sein, Gefühle endgültig verbannt, ohne Wiederkehr.
Wer nicht fühlt, lebt nicht. Wer nicht lebt, braucht kein Glück.
Und in der Zeit die mir bleibt, verstehen, und den anderen geben, was mir versagt geblieben.

Diesem Kampf mit mir werde ich mich entziehen.
Die Seite wechseln, absolut und unwiederrufbar.

Einführung in die mathematische Logik. Ohne Zurück.
Adieu. Dir wünsche ich alles Gute - ich brauch es nicht mehr.
Ich werde kein Mensch mehr sein. Mein Leben schenke ich dir.
Ich werde existieren als Körper, Vernunft, ohne Seele.
Der letzte Ausbruch schlug fehl. Ich bin auf ewig in mir gefangen.
Die mich zerstörten (du warst es nicht!) - darin waren sie so menschlich, ich war es nicht.
Sie hatten Recht.

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