Nach Einbruch der Dunkelheit

Der Tag war schön.
Das Wetter ok, der Nachmittag amüsant, mit Freunden und Spaß.
Eine Woche Praktikum ist vorbei, heute abend nichts tun.
Ausspannen.
Am Morgen fuhr keine S-Bahn. Jemand hatte sich vor den Zug geworfen.
Dennoch, ich kam zwar zu spät, aber ich hatte Glück und Nachsicht.
Der Morgen war zwar dann etwas knapp, die Versuche durchzuführen.
Aber nach anfänglichen Problemen hat es gut geklappt -
und die Ergebnisse sind hervorragend.
Warum wirft sich jemand vor die S-Bahn eines Morgens,
nach Anbruch der Dämmerung,
im Berufsverkehr?
Wieso denkt dieser Mensch nur an sich? Was ist mit mir?
Soll ich mich auch vor den Zug werfen, damit da draußen alle an mich denken?
Diesen Mensch, der sich im S-Bahn-Tunnel vor den Zug wirft -
damit möglichst viele an ihn denken - auch wenn sie ihn nur verfluchen?
Freitod - was für ein Wort. Niemand stirbt freiwillig so.
Vielleicht stirbt man freiwillig nach einem erfüllten Leben, genießt es einzuschlafen.
Aber nicht so, das ist nicht freiwillig.
Was treibt den Mensch zu so etwas, was treibt diesen Mensch in den Tod,
den Mensch dazu, jemanden in den Tod zu treiben?
Der Mensch.
Aber der Tag war schön.
Ich habe beim Warten auf die S-Bahn einen Freund getroffen, und wir haben uns bestens amüsiert auf der Fahrt. Wieso muss jemand leiden und sterben, damit wir uns amüsieren können?
Nunja, der Tag war schön. Vielleicht war das für diesen Mensch Grund genug?
War der Tag so schrecklich schön, aber ohne ihn, nur der Tag da draußen war schön.
Vielleicht ist jeder Tag an sich so schön, dass wir alle sterben sollten.
Mit einem Zug ginge das nicht, aber solange es Leid gibt und Leiden auf dieser Welt,
solange kann sie nicht gut sein.
Solange kann sie nur ein sadistischer Gott geschaffen haben, oder es war ein Versehen eines liebenden Gottes. Allmacht oder Liebe, eines ist nicht, und solange wäre es jeden Tag besser, es gäbe diese Welt nicht. Könnte man sie schmerzlos beenden, es müsste Ziel jeder Moral sein, das Ende herbeizuführen.
Da ich es nicht kann, kann ich nicht an Gott glauben. Seine Existenz ist sowieso nichtig.
Aber dies sollte für jeden auch das Ende des Glaubens sein
Der Tag war schön.
Nach Einbruch der Dunkelheit sitze ich da,
und denke, und das hier ist es, was ich denke.
Eigentlich wollte ich an dich denken.
Wollte von Glück träumen, aber ich kenne es nicht, und kann es mir nicht erträumen.
Sei glücklich, vergiss all dies, denn nur so lebt der Mensch, alles vergessend.
Ich dagegen, ich denke stets daran, nach Einbruch der Dunkelheit.
Was mich noch Mensch macht, bist du.
Bist du weg, so will ich all dies immer denken, nach Einbruch der Dunkelheit und am Tag.
Der Tag wird schön, denke ich nicht an Glück,
bin stoisch, gebe auf, Mensch zu sein.
Werde zu dem was der Mensch nun mal ist, Bio-Maschine.
Seele ist ein Irrtum, vielleicht noch ein Traum. Ich schenke ihn dir, wirf ihn fort für mich.
Oder schenk ihn zurück, und irre mit mir, und ich will gerne all dies nicht mehr denken,
Und Mensch sein - ohne Vernunft, nur Seele, und Traum, und Liebe.

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