Sinn des Lebens und so.

Das Universum ist einfach so entstanden.
Warum auch nicht, ein Schöpfer ist nicht notwendig, weder als erste Ursache noch aus sonstigen Gründen: Solange das Universum nicht existierte gab es nichts, weder Raum noch Zeit, und insbesondere keine Naturgesetze; nichts, das gegen die Entstehung einer Welt spricht.
Man wäre versucht zu sagen: Nur eine Frage der Zeit, bis im Nichts einfach so ein Universum entsteht, allein deshalb, weil weder etwas dafür noch etwas dagegen spricht. Aber da eben auch die Zeit nur im Universum existiert, ist dieses eben nicht irgendwann zufällig entstanden, sondern einfach so ohne Grund.
Und genauso wird dieses Universum, das sich "im Nichts befindet" - auch wenn sich im Nichts eigentlich nichts befinden kann, da es kein Raum ist oder ähnliches - irgendwann einfach so wieder im Nichts verschwinden (wobei sich irgendwann nur an unserer Zeit in diesem Universum messen kann). Und wo nichts übrigbleibt gibt es kein jüngstes Gericht, keine höhere Instanz, keine Finalität, keinen Sinn der Existenz, kein Gut und Böse; aber ist das die vollkommene Abkehr von der Moral?

Die Menschheit ist durch die Evolution entstanden, ein rein physikalischer (chemischer/biologischer - was genaugenommen Spielarten komplexester Physik sind) Vorgang, der nicht weiter unwahrscheinlich ist, denn ein Universum, in dem Evolution stattfindet ist im Nichts nicht weiter unwahrscheinlich als jedes andere auch: nur spielen all diese anderen keinerlei Rolle für uns.
Zweifelsfrei ist weiter, dass Evolution nur solche Lebewesen hervorbringt, die einen extremen Arterhaltungstrieb aufweisen, welcher sich beim Menschen übrigens nicht nur im Fortpflanzungs- sondern auch im Überlebenstrieb (Zweck: u.a. Aufzucht des Nachwuchses) äußert. (Arten ohne Arterhaltungstrieb setzen sich ja in der Evolution nicht durch, daher existieren sie nicht.)
Nun, dieser Arterhaltungstrieb hat eine äußerst effiziente Methode hervorgebracht seine Funktion zu gewährleisten: Arterhaltendes Verhalten wird belohnt, und diese Belohnung ist das, was wir als Glück empfinden.
Abgesehen von physischen Krankheiten/Störungen (Fehlfunktionen des physikalischen Systems Mensch, die sich selbst aus der Evolution aussortieren) gilt sogar: Glück ist äquivalent zu Verhalten, das dem Arterhaltungstrieb entspricht.
Glück ist die einzige Instanz, an welcher sich menschliches Verhalten messen lässt.

Nun, also haben wir den reinen Hedonismus abgeleitet: Lebensmotto "Hauptsache Spaß", Lebenszweck Schlafen, Essen, Fortpflanzung?
Nein. Wir kommen auf ein altes Prinzip zurück: Kooperatives Verhalten erreicht im Endeffekt nicht nur größeres Glück für andere sondern auch für mich, da es insgesamt der Arterhaltung förderlich ist, sich nicht die ganze Zeit gegenseitig umzubringen und der Überlebensgrundlagen zu berauben. Dieses kooperatives Verhalten liefert die Regeln der Moral, und Verstöße gegen diese (wie z.B. ausgeprägter Egoismus auf Kosten der Gemeinschaft (der Art)) werden von der Gemeinschaft unterbunden, da sie der Arterhaltung schaden.
Moral ist Arterhaltung auf scheinbar hohem Niveau, prinzipiell aber nichts weiteres als die Erkenntnis des Prinzips, dass Kooperation für jeden von uns günstiger ist. Und der einzige Sinn, denn es im Leben geben kann, aber als solcher kein schlechter; sogar der humanistischste der existieren kann, und besser als jede religiöse Überzeugung.
Die Sinnlosigkeit seiner Existenz wirft den Menschen auf sich selbst zurück, auf das was er tatsächlich ist: ein physikalischer Vorgang, der auf Erhaltung seiner selbst programmiert ist - in Kooperation mit seinen Artverwandten. Die Sinnlosigkeit der Existenz begründet die höchste Moral, die denkbar ist: Moral allein um der Menschen willen.
Moral nicht als transzendentes Prinzip, sondern Folge der evolutionsbiologischen Programmierung des Menschen, und damit außer Frage stehend für uns, wenn auch ohne einen Sinn außerhalb der Existenz der menschlichen Art.

Und um einen Einwurf gleich zu entkräften: Wer dies als Rechtfertigung des drastischsten Utilitarismus sieht, irrt: Größtes Glück der größten Zahl vor allem anderen? Nein.
Muss ich stets erwarten, dass mein Glück für das größere Glück anderer Menschen geopfert wird, wie kann ich da in Vertrauen zu meinen Mitmenschen kooperativ sein? Ich und jeder andere muss sich auf unveräußerliche Rechte (das sogenannte Naturrecht) verlassen können, um als effizientes Gemeinschaftswesen existieren zu können.
Unsere Moral muss ein Utilitarismus sein, angereichert um unabdingliche Grundlagen des Naturrechts und weitere vertrauensfördernde diskursethische Elemente.

(Bem.: Diese Moral präzise aufzustellen ist natürlich keine triviale Sache, und u.U. wäre doch das Beenden der Existenz dieses Universums die einfachste Lösung; würde sie doch auch das unter allen Umständen stets existierende Leid vollständig eliminieren - leider aus Sicht der Arterhaltung eine etwas unerquickliche Ansicht, ganz zu schweigen von den Schwierigkeiten bei der praktischen Umsetzung.)

Kommentare?

Sehen wir das Leben also als das was es ist: sinnlos. Und leben es in heiterer Gelassenheit, mit einem Hauch Selbstironie, Galgenhumor vor dem letztendlich unabdinglichen Verschwinden und etwas Pathos, um denn nicht alles als vollkommen ohne Bedeutung zu nehmen.

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