ICH BIN NICHT DELOKALISIERT ODER ICH WILL DAS NICHT LEBEN!!!
Die eigentliche, die zentrale Entwicklung unserer Zeit (uns auch der Grund, warum ich Handy und StudiVZ verweigere) ist die folgende:
Durch die Kommunikationsmittel des 21. Jahrhunderts wurde das Berufsleben delokalisiert - nicht nur räumlich in der Globalisierung, sondern auch zeitlich, oder besser sozial: In dem Maße in welchem die vermeintliche Effektivität unserer postindustriellen Gesellschaft gesteigert wird durch das Eindringen des Beruflichen ins Private, via Handy, E-Mail, Notebook usw. reagiert das Privatleben in gleicher Weise; es erobert sichz die verlorene Zeit in den Nischen des Geschäftlichen zurück - die tatsächliche Arbeitsleistung bleibt allenfalls gleich, aber die Durchmischung wächst: das Privatleben delokalisiert zeitlich und sozial: im gleichen Maße seiner Delokalisierung verliert es jedoch seine grundlegendste Eigenschaft: Die Privatheit.
Und was ist unsere Reaktion: Die Veröffentlichung unserer Privatlebens: Im gleichen Maße, wie das Privatleben verloren geht, zelebrieren wir es öffentlich. Menschen nehmen sich nicht mehr als das wahr, was sie sind, sondern als das, wie sie sich darstellen; der Mensch ist privat der Mensch als der er öffentlich in Erscheinung tritt.
Die zentrale Eigenschaft unsere Gesellschaft, die sie am deutlichsten von allen vorigen Zeitaltern, Epochen, Generationen trennt, ist die Zelebrierung des Privaten in der Öffentlichkeit, was sich selbst ad absurdum führt und korrigiert wird durch eine weitere Ausweitung.
Menschen leben nicht mehr das was sie sind, sondern das, was im StudiVZ zur Geltung kommt.
Neulich habe ich in der S-Bahn eine telefonierende Frau wahrgenommen; mit einem kleinen Mikrofon am Ohr sprach sie mit Anke. Die Verbindung unterbrach im Tunnel bei Durchgabe von Personalausweisnummern im Selbstgespräch mit einem S-Bahn-Waggon im Berufsverkehr; unglaublich, dass in einem Tunnel heute noch für Dauern von gut einer Minute keine Verbindung besteht! Nebenher trank sie einen Coffee-to-go und aß (ich weiß nicht mehr was, wohl Backwaren) - und was mich verwunderte war: Trägt man die Handy-Freisprecheinrichtung den ganzen Tag, wie eine Brille (eine Kommunikationshilfe, wie die Brille eine Sehhilfe) - oder nur beim Essen, um zugleich telefonieren zu können, einen Kaffee in einer Hand, Brötchen in der anderen?
Man hat den Eindruck, der Mensch kann nicht mehr allein sein: Privates ist nur noch gut, wenn es öffentlich zelebriert ist, KÖNNT IHR NOCH ALLEINE GLÜCKLICH SEIN? Wie soll man im Zug glücklich sein, wenn 30 Sekunden die Verbindung unterbricht, wenn man doch alleine ist? Aber arbeiten kann man ja auch nicht dieweil. Es scheint, das menschliche Denken und Empfinden hat sich vom Individuum in Netz verlagert. Der Mensch ist nur noch Mensch im Kollektiv. Der neue Sozialismus.
Ich habe auch eine Frau gesehen, die schlief in der S-Bahn, aber hörte Musik, so laut, dass wir alle mithörten. Das Private ist nur gut, wenn es öffentlich zelebriert ist.
Auch habe ich einen Mann gesehen, bei welchem der Knopf im Ohr noch kleiner war - zumindest folgerte ich, es sei ein Knopf im Ohr, denn er sprach für sich alleine mit einem anderen Menschen, begrüßte ihn usw. (ein zweites Ich, Stimmen im Kopf, Schizophrenie begrüßt man doch nicht wie am Telefon?).
Sozialleben ist nur Sozialleben wenn es im Internet demonstriert wird. Gelebt wird nur noch, was das Netz interessiert. Das soziale Kollektiv verspricht Individualität durch Lieblingszitate im Profil und nivelliert auf einen sozialen Konsens, der sich in Schubladen pressen lässt: Eine Orientierung (vieleicht die letzte Orientierungsmöglichkeit: Schubladen) in einer Welt, die zu delokalisiert ist, da unser Denken längst im Kollektiv lebt, nicht in uns.
KÖNNT IHR NOCH ALLEINE GLÜCKLICH SEIN!
WISST IHR WAS EINSAMKEIT IST? WENN DER GEIST SICH IM NETZ VERLÄUFT, WENN DAS EURE SOZIALE NICHT DAS MEINE IST UND DAS KOLLEKTIV MIR ABSURD ERSCHEINT?
Wenn ich Individualität suche und die Globalisierung nur aus jeder Rebellion Design macht? Sehnsucht nach Abenteuer auf ausgetretenen Pfaden.
Ich bin kalt und gefühllos; in dem Maße in welche ich verstehe verliere ich an Emotion. Ich kann schreien ohne zu fühlen, aber mache andere damit glauben ich empfände etwas: Das Kollektiv hat meine Empfindungen delokalisiert und mir entrissen, ins Netz! Ich weigere mich! Ich bin kein StudiVZ-Profil, ich bin keine Nummer, die in deinem Handy spricht, ICH BIN NICHT DELOKALISIERT, SCHEISSE, IN DIESEM SOZIALEN KOLLEKTIV IN DEM MEINE GEFÜHLE GELD SIND UND GELD GEFÜHLE SIND: IHR KÖNNT MEINE PRIVATLEBEN NICHT ZELEBRIEREN, IHR KENNT MICHT NICHT, weil ich kein Profil bin und euch keine Bild mache von mir: ICH WILL ZERSTÖREN WAS IHR VON MIR GLAUBT UND IN DER ZERSTÖRUNG JEDES BILDES VON MIR vergehen, verzweifelnd an der unauffindbarkeit meines selbst
Durch die Kommunikationsmittel des 21. Jahrhunderts wurde das Berufsleben delokalisiert - nicht nur räumlich in der Globalisierung, sondern auch zeitlich, oder besser sozial: In dem Maße in welchem die vermeintliche Effektivität unserer postindustriellen Gesellschaft gesteigert wird durch das Eindringen des Beruflichen ins Private, via Handy, E-Mail, Notebook usw. reagiert das Privatleben in gleicher Weise; es erobert sichz die verlorene Zeit in den Nischen des Geschäftlichen zurück - die tatsächliche Arbeitsleistung bleibt allenfalls gleich, aber die Durchmischung wächst: das Privatleben delokalisiert zeitlich und sozial: im gleichen Maße seiner Delokalisierung verliert es jedoch seine grundlegendste Eigenschaft: Die Privatheit.
Und was ist unsere Reaktion: Die Veröffentlichung unserer Privatlebens: Im gleichen Maße, wie das Privatleben verloren geht, zelebrieren wir es öffentlich. Menschen nehmen sich nicht mehr als das wahr, was sie sind, sondern als das, wie sie sich darstellen; der Mensch ist privat der Mensch als der er öffentlich in Erscheinung tritt.
Die zentrale Eigenschaft unsere Gesellschaft, die sie am deutlichsten von allen vorigen Zeitaltern, Epochen, Generationen trennt, ist die Zelebrierung des Privaten in der Öffentlichkeit, was sich selbst ad absurdum führt und korrigiert wird durch eine weitere Ausweitung.
Menschen leben nicht mehr das was sie sind, sondern das, was im StudiVZ zur Geltung kommt.
Neulich habe ich in der S-Bahn eine telefonierende Frau wahrgenommen; mit einem kleinen Mikrofon am Ohr sprach sie mit Anke. Die Verbindung unterbrach im Tunnel bei Durchgabe von Personalausweisnummern im Selbstgespräch mit einem S-Bahn-Waggon im Berufsverkehr; unglaublich, dass in einem Tunnel heute noch für Dauern von gut einer Minute keine Verbindung besteht! Nebenher trank sie einen Coffee-to-go und aß (ich weiß nicht mehr was, wohl Backwaren) - und was mich verwunderte war: Trägt man die Handy-Freisprecheinrichtung den ganzen Tag, wie eine Brille (eine Kommunikationshilfe, wie die Brille eine Sehhilfe) - oder nur beim Essen, um zugleich telefonieren zu können, einen Kaffee in einer Hand, Brötchen in der anderen?
Man hat den Eindruck, der Mensch kann nicht mehr allein sein: Privates ist nur noch gut, wenn es öffentlich zelebriert ist, KÖNNT IHR NOCH ALLEINE GLÜCKLICH SEIN? Wie soll man im Zug glücklich sein, wenn 30 Sekunden die Verbindung unterbricht, wenn man doch alleine ist? Aber arbeiten kann man ja auch nicht dieweil. Es scheint, das menschliche Denken und Empfinden hat sich vom Individuum in Netz verlagert. Der Mensch ist nur noch Mensch im Kollektiv. Der neue Sozialismus.
Ich habe auch eine Frau gesehen, die schlief in der S-Bahn, aber hörte Musik, so laut, dass wir alle mithörten. Das Private ist nur gut, wenn es öffentlich zelebriert ist.
Auch habe ich einen Mann gesehen, bei welchem der Knopf im Ohr noch kleiner war - zumindest folgerte ich, es sei ein Knopf im Ohr, denn er sprach für sich alleine mit einem anderen Menschen, begrüßte ihn usw. (ein zweites Ich, Stimmen im Kopf, Schizophrenie begrüßt man doch nicht wie am Telefon?).
Sozialleben ist nur Sozialleben wenn es im Internet demonstriert wird. Gelebt wird nur noch, was das Netz interessiert. Das soziale Kollektiv verspricht Individualität durch Lieblingszitate im Profil und nivelliert auf einen sozialen Konsens, der sich in Schubladen pressen lässt: Eine Orientierung (vieleicht die letzte Orientierungsmöglichkeit: Schubladen) in einer Welt, die zu delokalisiert ist, da unser Denken längst im Kollektiv lebt, nicht in uns.
KÖNNT IHR NOCH ALLEINE GLÜCKLICH SEIN!
WISST IHR WAS EINSAMKEIT IST? WENN DER GEIST SICH IM NETZ VERLÄUFT, WENN DAS EURE SOZIALE NICHT DAS MEINE IST UND DAS KOLLEKTIV MIR ABSURD ERSCHEINT?
Wenn ich Individualität suche und die Globalisierung nur aus jeder Rebellion Design macht? Sehnsucht nach Abenteuer auf ausgetretenen Pfaden.
Ich bin kalt und gefühllos; in dem Maße in welche ich verstehe verliere ich an Emotion. Ich kann schreien ohne zu fühlen, aber mache andere damit glauben ich empfände etwas: Das Kollektiv hat meine Empfindungen delokalisiert und mir entrissen, ins Netz! Ich weigere mich! Ich bin kein StudiVZ-Profil, ich bin keine Nummer, die in deinem Handy spricht, ICH BIN NICHT DELOKALISIERT, SCHEISSE, IN DIESEM SOZIALEN KOLLEKTIV IN DEM MEINE GEFÜHLE GELD SIND UND GELD GEFÜHLE SIND: IHR KÖNNT MEINE PRIVATLEBEN NICHT ZELEBRIEREN, IHR KENNT MICHT NICHT, weil ich kein Profil bin und euch keine Bild mache von mir: ICH WILL ZERSTÖREN WAS IHR VON MIR GLAUBT UND IN DER ZERSTÖRUNG JEDES BILDES VON MIR vergehen, verzweifelnd an der unauffindbarkeit meines selbst
Valec - 12. Dez, 22:44
Handy im Zug
Das mit dem Handy fand ich auch interessant. Du sagtest du verweigerst das Handy. Finde ich o.k. aber auch hier ist es eine Sache des Betrachters. Ich finde es toll ein Handy zu haben. Ich weiss auch nicht warum ich so viele Freiminuten habe, so 600, ich nutze davon nur 30-40 pro monat. Ich finde es aber super meine Frau anzurufen und im Hintergrund meinen Sohn zu hören wenn ich mal wieder irgendwo beim Warten auf den Zug am Bahnhof gestrandet bin.
Beruflich habe ich noch überhaupt keine Nachteile mit Handy, Internet gehabt. Ich gehe immer noch jeden Morgen ins Büro und arbeite meine 9-10 Stunden ab und gehe anschliessend nach Hause. Ich muss dazu sagen dass ich die 9-10 Stunden nur vor 2 Bildschirmen sitze oder einfach telefoniere. Ich könnte theoretisch meinen Arbeitsplatz auch zu Hause haben, finde es aber toll ins Buero zu gehen und mit meinen Kollegen zwischendurch mal zu reden usw. Es ist also lange noch nicht so, dass die Arbeitgeber die neuen Medien nutzen um Büromieten zu sparen. Sie wissen warum, der Zusammenhalt unter den Kollegen ist im Büro viel größer.